Inhaltsverzeichnis:
- Steigender Bedarf beim MMD Köln
- Zusammenarbeit mit „Pace e Bene“ in Rondorf
- Personalnot und eingeschränkte Hilfe
- Zu wenige Pflegeplätze in Köln
Steigender Bedarf beim MMD Köln
Seit 1993 versorgt der MMD wohnungslose und drogenabhängige Menschen medizinisch, doch 2024 war eines der herausforderndsten Jahre. Aktuell behandelt ein Team aus drei Ärzten und fünf Pflegekräften in neun verschiedenen Anlaufstellen in Köln Menschen ohne festen Wohnsitz. Die Zahl der behandelten Patienten lag im vergangenen Jahr bei 1406. Insgesamt wurden dabei 8268 Behandlungskontakte registriert.
Die Konsumgewohnheiten haben sich verändert: Crack dominiert die Drogenszene. Das führt zu schweren gesundheitlichen Schäden. Viele Betroffene ignorieren Schmerzen, essen kaum noch und vernachlässigen ihren Körper komplett. Ein Viertel der Behandelten hatte keine Krankenversicherung. Der MMD vermittelte 52 dieser Personen an Fachärzte und 13 in stationäre Einrichtungen – dank des anonymen Krankenscheins.
Zusammenarbeit mit „Pace e Bene“ in Rondorf
Zum ersten Mal kooperierte der MMD mit der Stiftung „Pace e Bene“. Dadurch konnten drei schwerkranke Menschen ohne Krankenversicherung in ein Hospiz in Köln-Rondorf aufgenommen werden. Zusätzlich betreut der MMD zwei Krankenwohnungen der Spiritaner-Stiftung und der Diakonie, um kranken Obdachlosen eine vorübergehende Unterkunft zu bieten.
In der Kontaktstelle des Sozialdienstes Katholischer Männer am Hauptbahnhof ist der MMD täglich präsent. Dort erhalten Betroffene nicht nur warme Mahlzeiten, sondern auch medizinische Hilfe. Einrichtungsleiter Ralf Prompter sieht darin einen großen Gewinn: Viele seiner Klienten leben seit Jahren auf der Straße und vermeiden aus Scham den Gang zum Arzt.
Personalnot und eingeschränkte Hilfe
Im Sommer kam es zu erheblichen Einschränkungen. Zwei Ärzte verließen den MMD – die Folge waren reduzierte Sprechstunden. An manchen Tagen mussten Patienten abgewiesen werden. Dörte Schmerkotte, die seit 25 Jahren beim MMD tätig ist, berichtet von Tagen, an denen sie bis in die Nacht hätte weiterarbeiten können. Inzwischen wurde neues Personal gefunden und die Situation hat sich etwas stabilisiert.
Die medizinische Versorgung ist komplex. Hauke Bertling nennt häufige Erkrankungen wie chronische Wunden, bakterielle Infektionen und Parasitenbefall. Hinzu kommen oft psychische Erkrankungen, die die Behandlung zusätzlich erschweren. Der MMD ist für viele die einzige erreichbare Hilfe.
Zu wenige Pflegeplätze in Köln
Ein zentrales Problem bleibt die Unterbringung kranker Wohnungsloser. Laut Schmerkotte gibt es in ganz Köln nur zehn geeignete Betten für Menschen, die nach einem Klinikaufenthalt Ruhe benötigen. Besonders behindertengerechte Pflegeplätze fehlen. Das erschwert die vollständige Genesung und belastet das Hilfssystem zusätzlich.
Die Zahl der Wohnungslosen liegt in Köln bei 10.754 Personen. Etwa die Hälfte der vom MMD Behandelten sind Deutsche, ein Viertel kommt aus Osteuropa. Einige der Patienten kommen bereits seit den 1990er-Jahren regelmäßig zur Behandlung. Die Lücken im System bleiben groß – trotz aller Bemühungen.
Quelle: Kölner Stadt Anzeiger, webrivaig.com/de