Prekäre Beschäftigungsverhältnisse und deren Folgen
Die Universität Siegen, wie auch viele andere Hochschulen in Deutschland, setzt überwiegend auf befristete Verträge für ihre wissenschaftlichen Mitarbeiter. Laut einer Evaluation des Bundesministeriums für Bildung und Forschung sind etwa 84% der wissenschaftlichen Mitarbeiter an Universitäten befristet angestellt. Dies resultiert aus der aktuellen Gesetzgebung des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes (WissZeitVG), das eine Befristung von bis zu sechs Jahren vorsieht. Diese Praxis führt zu einer Kette von Unsicherheiten und mangelnder Kontinuität in der akademischen Karriereplanung, die wiederum Stress, psychischen Druck und sogar gesundheitliche Probleme wie Burnout und Depressionen nach sich ziehen kann.
Nachteile für Studierende
Die Befristung der Verträge führt dazu, dass Lehrende häufig kurz vor Ablauf ihrer Verträge keine studentischen Arbeiten mehr betreuen können. Diese Situation führt zu einer Überlastung der verbleibenden, unbefristet angestellten Wissenschaftler, die die entstehenden Lücken füllen müssen. Ein weiteres Problem ist der Verlust von Forschungsperspektiven und Lehrvielfalt, wenn Wissenschaftler die Universität verlassen müssen, weil ihre Verträge nicht verlängert werden. Die Lehre verliert dadurch an Qualität und Diversität, was sich negativ auf das Studienerlebnis der Studierenden auswirkt.
Kritik und Forderungen an die Universitätsleitung
Der AStA kritisiert die Universitätsleitung der Uni Siegen scharf. Die vorherrschende Sparpolitik und betriebswirtschaftliche Ausrichtung der Hochschule führen zu einer Verschlechterung der Lehre und zu einer Zunahme der prekären Beschäftigungsverhältnisse. Die Studierendenvertretung fordert daher mehr unbefristete Stellen und eine bessere Nachbesetzung der auslaufenden Stellen, um die Kontinuität und Qualität der Lehre zu gewährleisten. Zudem wird ein transparentes Lehrpensum verlangt, das den Dozierenden ermöglicht, ihre Aufgaben ohne Überlastung zu erfüllen.
Die Situation an der Universität Siegen ist beispielhaft für strukturelle Probleme in der deutschen Hochschullandschaft. Befristete Verträge und Sparzwänge führen zu einer Destabilisierung der Lehrbedingungen und beeinträchtigen sowohl die Lebensqualität der Lehrenden als auch die Lernqualität der Studierenden. Die Forderungen nach strukturellen Veränderungen sind ein dringender Appell an die Verantwortlichen, den akademischen Betrieb nachhaltig zu verbessern und die Rechte der Beteiligten zu stärken.
Quelle: Siegener Zeitung